Die Bedrohung des Nachdenkenkönnens

Kann es sein,…

…dass Niklas Luhmanns Artikel „Die Knappheit der Zeit und die Vordringlichkeit des Befristeten“ [in: ders.,1971, Politische Planung, 143-164] nach wie vor hochaktuell ist?

…dass Harmut Rosas soziologische Studie „Beschleunigung“ Luhmanns Erkenntnisse lediglich aktualisiert?

…dass „Aufmerksamkeitsökonomie“ lediglich eine Weiterführung Hegelscher Weisheit in neuem Gewande ist?

…dass jene zu einem race to the bottom führt, weshalb es immer bedeutsamer wird, sich gegenseitig wieder seine volle Aufmerksamkeit zu schenken?

…dass die Variable Zeit wissenschaftliche Arbeiten (Stichwort Zeitmanagement) mehr beeinflusst als Intellekt und Rhetorik?

…dass der Gelassenste unter den Gehetzten doch niemals die Ruhe selbst ist?

…dass die größte Bedrohung des Nachdenkenkönnens nicht Bildungs- sondern Zeitmangel ist?

…dass jenes Phänomen den Weberschen Idealtyp der partizipierenden Zivilgesellschaft (u.a. Almond/Verba) und damit unsere repräsentative Demokratie in seinen Grundfesten bedroht?

…dass dies alles relativ irrelevant ist, solange Nachdenkenwollen unterrepräsentiert ist?

…dass demnach psychische Determinanten (selbst-)kritische Reflexionen maßgeblich beschränken und nur bedingt zulassen?

…dass dies wiederum Kuhns These, wonach normale Wissenschaft nur puzzle-solving betreibt und revolutionäre Wissenschaft äußerst selten ist sowie fast nie von renommierten Lehrstuhlinhabern geleistet wird, einmal mehr bestätigt?

…dass Aristoteles Ausspruch, zu viel Wissen mache unzufrieden, nach wie vor gültig ist?

…dass desselben Mesoteslehre, in moderner, adaptierter Form etwa Alex Wendts via media oder middle ground, das Maß aller Dinge darstellt und Bernhard Williams´ Aussage, dieser Teil der aristotelischen Lehre sei von jeher überflüssig, grundlegend falsch ist?

~ von gebauer - März 21, 2008.

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